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Kinder und Jugendliche während der vierten Welle schützen!

Kopie von Vorlage KJR 3(22)

Kinder und Jugendliche während der vierten Welle schützen! — Stellungnahme des KJR zur steigenden 7-Tage-Inzidenz unter Kindern und Jugendlichen

Der Kinder- und Jugendring Sachsen-Anhalt e. V. setzt sich im Verlauf der vierten Welle der Corona-Pandemie in Deutschland dafür ein, auch in den nächsten Wochen eine Teilhabe für junge Menschen an Bildung sowie an Gestaltungsmöglichkeiten in der Freizeit zu ermöglichen. Dafür ist es jetzt dringend notwendig, den gesundheitlichen Schutz von Kindern und Jugendlichen verstärkt in den Blick zu nehmen.

Im bisherigen Verlauf der Pandemie waren Kinder und Jugendliche vor allem von den Einschränkungen durch Eindämmungsmaßnahmen betroffen, denen sie sich aus Rücksicht und Solidarität gegenüber besonders gefährdeten Risikogruppen mit überwiegend hohem Verständnis gefügt haben, obwohl ihre eigenen Anliegen in den Aushandlungsprozessen kaum Gehör fanden. Der Kinder- und Jugendring Sachsen-Anhalt e. V. merkt vor diesem Hintergrund an, dass junge Menschen zu den wesentlichen Leidtragenden der Pandemie gehören. Einschränkungen und Zumutungen, die mit der Pandemie einhergehen, haben den Lebensabschnitt Jugend besonders stark betroffen. So zeigte etwa die COPSY-Studie, dass Kinder und Jugendliche durch die Pandemie psychisch belastet sind: Angst, Stress und Depressionen haben unter jungen Menschen deutlich zugenommen. Im Verlauf der vierten Welle sind Kinder und Jugendliche allerdings selbst am stärksten betroffen, denn das Virus grassiert aktuell im besonderen Maß in ihren Altersgruppen. Die 7-Tage-Inzidenz für 5-14‑Jährige in Sachsen-Anhalt liegt nach Daten des Robert-Koch-Instituts am 16.11.2021 bei 906,8 und ist damit mehr als doppelt so hoch wie die Gesamtinzidenz aller Altersgruppen, die aktuell bei 352,5 liegt.

Diese besondere Bedrohungslage junger Menschen findet in den Maßnahmen Sachsen-Anhalts allerdings bisher kaum Beachtung. Seit dem 15.11.2021 werden lediglich die Testfrequenzen in Schulen von zwei auf drei wöchentliche Testungen erhöht, die Präsenzpflicht des laufenden Schuljahres bleibt unberührt. Des Weiteren müssen sich nach aktueller Regelung nur Schüler*innen, die selbst positiv getestet wurden, in eine Quarantäne begeben. Alle anderen Schüler*innen der betroffenen Klasse oder Lerngruppe sowie das in dieser Klasse oder Lerngruppe eingesetzte Personal verbleiben im Präsenzunterricht. Für sie gilt an den folgenden fünf Schultagen lediglich eine tägliche Testpflicht sowie die Pflicht zum Tragen eines medizinischen Mund-Nase-Schutzes1.

Diese Maßnahmen sind in der aktuellen Situation nicht ausreichend, um die Gesundheit von Kindern und Jugendlichen gerade im kritischen Bereich Schule zu schützen. Als Kinder- und Jugendring Sachsen-Anhalt e. V. appellieren wir deshalb an die Landesregierung, die aktuelle Bedrohungslage für Kinder und Jugendliche ernst zu nehmen, und fordern für den Bereich Schule2:

  • eine Rückkehr zum Wechselbetrieb
  • eine weitergehende Ausweitung der Teststrategie, die allen Kindern und Jugendlichen – auch Geimpften und Genesenen – eine tägliche kostenfreie Testung ermöglicht
  • Auch in der Schule müssen alle Personen, die im engen Kontakt mit Quellfällen standen, als Kontaktpersonen der Kategorie I gelten, für die entsprechende Quarantäneregelungen getroffen werden. 

Bei diesen Maßnahmen im Bereich Schule kann jedoch nicht übersehen werden, dass die Rückkehr zum Wechselbetrieb in der Schule auch mit erheblichen Belastungen für Erziehungspersonen von Schüler*innen einhergeht. Um diesen Problemen entgegenzuwirken, die sich auch zu Lasten der Kinder und Jugendlichen selbst äußern können,

  • fordert der KJR eine Lohnfortzahlung für erziehungsberechtigte Personen, die ihre Kinder pandemiebedingt zu Hause betreuen müssen.
  • Der KJR appelliert auch an alle Arbeitgeber*innen, für erziehungsberechtigte Personen eine lockere Regelung der Arbeitszeit zu gewährleisten, damit alle sicher durch diese Krise kommen.

Neben den Maßnahmen, die im Angesicht der gegenwärtigen Situation besonders im Bereich Schule notwendig sind, um die akute Gefährdung von Kindern und Jugendlichen einzudämmen, ist vor allem die Impfung gegen das Corona-Virus das zentrale Mittel, um sich und andere vor der Ausbreitung der Krankheit zu schützen.

  • Deshalb appelliert der Kinder- und Jugendring Sachsen-Anhalt e. V. in der aktuellen Situation an Erziehungsberechtigte, minderjährigen Kindern ab 12 Jahren eine Impfung zu ermöglichen.
  • Der Kinder- und Jugendring Sachsen-Anhalt e. V. begrüßt außerdem die neu anlaufende Impfkampagne des Landes Sachsen-Anhalt und wird versuchen, diese bestmöglich zu unterstützen.

Nicht zuletzt appellieren wir auch an die Träger, Einrichtungen und Fachkräfte der Jugendarbeit in Sachsen-Anhalt, die gegenwärtige Situation und den Schutz von Kindern und Jugendlichen weiterhin ernst zu nehmen. Im vergangenen Jahr ist die Rolle der Kinder- und Jugendarbeit für die Gesellschaft besonders deutlich geworden und es hat sich gezeigt, wie wichtig diese Orte des Zusammenlebens und der sozialen Interaktion gerade angesichts der Einschränkungen für junge Menschen waren und sind. Sichere Freiräume zu gewährleisten war das Hauptaugenmerk der Kinder- und Jugendarbeit in Sachsen-Anhalt während der gesamten Pandemie. In der gegenwärtigen Situation muss es nun noch einmal darum gehen,

  • die Hygienekonzepte und Teilnehmer*innenkapazitäten in Einrichtungen der Jugendarbeit ebenso wie die Notwendigkeit einzelner Veranstaltungen genau und kritisch zu überprüfen.
  • Außerdem sollten sich gerade Fachkräfte, die im engen Kontakt mit Kindern und Jugendlichen stehen, unbedingt impfen lassen und je nach Zeitpunkt ihrer ersten Immunisierung so bald wie möglich eine Booster-Impfung in Anspruch nehmen.



Der Vorstand des Kinder- und Jugendring Sachsen-Anhalt e. V.
Für Rück- und Nachfragen zu unserer Stellungnahme sind wir unter info@kjr-lsa.de erreichbar.
Unter 0391-289 23 20 ist die Geschäftsstelle des Kinder- und Jugendring Sachsen-Anhalt e. V. telefonisch erreichbar.


[1] vgl. dazu: https://mb.sachsen-anhalt.de/themen/schule-und-unterricht/schulbetrieb-in-der-corona-pandemie/

[2] Der Kinder- und Jugendring Sachsen-Anhalt e. V. bezieht sich mit diesen Forderungen auf die S3-Leitlinie mit Maßnahmen zur Prävention und Kontrolle der SARS-CoV-2-Übertragung in Schule des BMBF, die in Sachsen-Anhalt nach aktuellem Stand nur unzureichend umgesetzt werden.


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