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Hier findest du nochmal alle Tipps mit konkreten Gesprächsansätzen, sowie hilfreichen Ergänzungen, die es nicht aufs Plakat geschafft haben.
Alle Ausführungen, auf die im Plakattext mit einer Zahl verwiesen wurden, findest du hier unter dem jeweiligen Tipp ebenfalls mit der Zahl gekennzeichnet.

Hier geht’s direkt zu den Zahlenverweisen:

Ansprechen

„ Wenn du das Gefühl hast, dass es der Person nicht gut geht, dann frage nach. Das sollte in einem Umfeld sein, in dem ihr euch beide wohlfühlt und niemand sonst mithören kann. Erkläre, wieso du das Gespräch suchst, also sprich aus, warum du dir Sorgen machst und welche Hilfe du dementsprechend anbieten kannst. ¹ Das heißt nicht, dass die Person dir sofort etwas erzählen wird, aber es ist ein erster Schritt. Wiederholtes Nachfragen kann Druck aufbauen, mache deswegen beim ersten Ansprechen deutlich, dass du für die Person da bist und ihr zuhören willst, wenn sie dafür bereit ist. “

  • (1) Mache deutlich, aus welchem Grund und mit welchem Ziel du das Gespräch suchst. Verwende Ich-Botschaften, z.B. Ich sehe; ich bemerke, dass du…; Mir ist aufgefallen, …
    • Beispiele:
    • Gründe:
      • „Mir ist aufgefallen, dass du weniger mitmachst und traurig wirkst, deswegen mache ich mir Sorgen um dich und will fragen, wie es dir geht.“
      • „In letzter Zeit warst du oft sehr gereizt oder bist ausgerastet, was andere Teilnehmende stört. Ich arbeite hier nur ehrenamtlich und habe nicht genug Erfahrung, um mit dieser Situation umgehen zu können. Die Probleme können wir aber nicht einfach ignorieren und es ist mir wichtig, dass sich jemand um dich kümmert. Deswegen würde ich gerne eine hauptamtliche Person informieren, um dir zu helfen, wenn du das möchtest.“
    • Ziele:
      • „Wenn es dir hilft und du das möchtest, können wir darüber reden. Ich höre dir zu.“
      • „Wir können gemeinsam nach Hilfsangeboten suchen, an die du dich wenden kannst.“
  • Setze realistische Grenzen für das, was du anbietest. Es bringt nichts große Versprechungen zu machen, mit denen du nachher überfordert bist oder sie nicht einhalten kannst. Vorsicht auch bei Sätzen wie „Ich bin immer da, du kannst dich immer auf mich verlassen“, da rutschst du schnell in eine Abhängigkeit und hast sehr viel Verantwortung.
  • Um ein Gespräch anzufangen kannst du einfach neutral fragen “Wie geht es dir heute?”. Du kannst darauf hinweisen, dass es okay ist, wenn es einem nicht gut geht.

Fragen, was man tun kann

„ Jeder Fall ist anders, es gibt leider keine sichere Erfolgsanleitung. Also frage die Person, was helfen würde, damit es ihr besser geht. Wenn die Person das selbst nicht genau weiß, hilft es, einige Handlungsvorschläge zu machen: „Möchtest du darüber reden, Zeit für dich haben oder brauchst du Ablenkung?“ ² “

  • (2) Wenn die Person nicht weiß, was gerade hilft, kann man es gemeinsam ausprobieren.
  • „Hast du selbst eine Idee, was helfen könnte/wie es weitergehen könnte?“
  • Zu viele Fragen können überfordern. Dann entscheide selbst und erkläre, was du vorhast. Z.B. „Okay, dann gehe ich uns jetzt erstmal etwas zu trinken holen und du kannst eine Weile still für dich basteln. Wir können später nochmal sprechen, wenn du das brauchst.“

Andere einweihen

„ Ermutige die Person, sich weiteren Menschen anzuvertrauen, z.B. auch Hauptamtlichen. Sie sollte dabei immer selbst entscheiden und wissen, wer eingeweiht wird. Wenn die betroffene Person das möchte, kann es auch helfen, wenn du beim Gespräch dabei bist. Ihr könnt vorher gemeinsam überlegen, über was genau gesprochen werden soll und was das Ziel ist. Vor allem, wenn du mit der Situation überfordert bist, oder Angst hast, dass sie schlimmer wird, solltest du unbedingt Hauptamtliche informieren. Das geht auch erstmal anonym. ³  “

  • (3) Anonym im Sinne von: Hauptamtliche ansprechen, dass es eine schwierige Situation gibt und nach Rat fragen, ohne Namen oder zu persönliche Details zu nennen.
  • Es ist einfacher, wenn die Person sich selbst einer hauptamtlichen Person anvertraut, als, wenn du es machen musst. Also erst ermutigen und wenn es nicht mehr geht, selbst informieren. Dabei transparent sein: Mache der betroffenen Person deutlich, dass du nicht allein mit der Situation umgehen kannst und deshalb diese Hilfe benötigst.
  • Diagnosen sind Profis zu überlassen, schreibe der Person, auch nach Recherche, nicht einfach Symptome oder eine bestimmte Erkrankung zu.
  • Mache der Person klar, dass du sie nicht weniger magst/respektierst/siehst, nur weil es ihr schlecht geht.
  • Jeder hat das Recht darauf, Hilfe zu bekommen, auch, wenn es noch nicht so schlimm ist, oder es sich für die Person nicht „schlimm genug“ anfühlt. Es ist auch kein Zeichen von Schwäche, sich Hilfe zu holen. Um das zu verdeutlichen, kann man einen Vergleich ziehen zu einer physischen Krankheit: „Bei einem gebrochenen Arm würde auch niemand sagen, dass man nicht zum Krankenhaus fahren sollte, weil man nur zu schwach ist, den Schmerz auszuhalten, oder weil es ja auch Menschen gibt, denen es z.B. mit einem gebrochenen Bein schlechter geht.“

Unterstützung zeigen

„ Versuche, die Person in Gruppensituationen zu unterstützen und zu schützen, damit sie nicht vor vielen Menschen über ihre Probleme sprechen muss. Dazu gehört auch, konsequent in der Gruppenführung zu sein. Fehlverhalten muss trotzdem adressiert werden. Immer Ausnahmen für die betroffene Person zu machen, hilft nicht, da es zusätzlich Aufmerksamkeit auf sie richtet und unfair gegenüber den anderen Teilnehmenden ist. Sei achtsam im Ton und klar in der Sache. Nimm dir außerhalb von Gruppenphasen Zeit, um mit der Person in Ruhe darüber zu reden. ⁴ “

  • (4) Vor oder nach festen Gruppenzeiten z.B. eine halbe Stunde nehmen zum Reden (Achtung: nicht die persönliche Zeit opfern!) oder während Gruppenzeiten in einen anderen, ungestörten Raum gehen, solange andere Teilnehmende ausreichend beschäftigt und beaufsichtigt werden. Du bist immer noch Gruppenleiter*in und nicht Einzelbetreuer*in.
  • Konsequent, aber rücksichtsvoll sein kann so aussehen: „Ich habe den Eindruck, dass es dir nicht gut geht, und du dich auch deswegen so verhältst. Eine Krise ist aber keine Ausrede für Fehlverhalten. Unsere Gruppenregeln müssen trotzdem eingehalten werden. Wenn andere Menschen dabei sind, musst du auch auf sie Rücksicht nehmen und Grenzen respektieren. Wir können später darüber sprechen und eine Lösung suchen, die dir hilft. Jetzt gerade muss ich mich darum kümmern, dass unser Gruppenspiel funktioniert.“
  • Die Priorität sollte darauf liegen, was die Person möchte, also z.B.: fragen „Willst du lieber mit jemand anderem sprechen?“, oder respektieren, wenn sie allein gelassen werden will.

Auf sich selbst Acht geben

„ Achte darauf, wie es dir selbst geht und kümmere dich um deine eigene mentale Gesundheit. Eine Abgrenzung zu deinem Privatleben ist wichtig, du solltest nicht deine private Zeit oder Telefonnummer hergeben. ⁵ Wenn die Situation dich selbst mental belastet: Sprich dich bei Externen darüber aus und scheue nicht davor zurück bei Bedarf selbst Hilfsangebote zu nutzen. (siehe QR-Code). Als Jugendleiter*in musst du auch weiterhin die Verantwortung für alle anderen Teilnehmenden übernehmen können. Das geht schwer, wenn es dir nicht gut geht. “

  • (5) Beim Nummer weitergeben solltest du klare Grenzen setzen und deine Erreichbarkeit beschränken und klar kommunizieren.
    Z.B.: „Diese Telefonnummer ist nur für organisatorische Kommunikation, auf alle anderen Nachrichten wird nicht geantwortet“
  • Man kann nur helfen, wenn es einem selbst gut geht.

Zuhören

„ Wenn die Person bereit ist, mit dir zu reden, dann lasse ihr Zeit und höre zu. Vermeide vorschnelle Ratschläge, Wertungen oder Vorwürfe, da das die Person sehr verletzen kann und evtl. dazu führt, dass sie in Zukunft nichts mehr erzählen möchte. Nimm die Person ernst und verharmlose ihre Gefühle nicht. Es kann auch helfen vorher zu fragen, ob die Person eine Meinung oder Ratschläge will oder sich einfach nur aussprechen möchte. “

  • Sei vorsichtig mit Aussagen wie „Ich kenne das, bei mir ist das auch so“. Der Vergleich mit eigenen Erfahrungen kann wirken, als hörst du nicht wirklich zu und gibt evtl. das Gefühl, dass du die Gefühle und Erfahrungen der Person verharmlost oder nicht ernst nimmst.
  • Ratschläge können erschlagen, gib den Ball lieber zurück und frage nach eigenen Lösungsideen: „Hast du selber eine Idee, was dir helfen könnte/wie es weitergehen könnte?“
  • Nach dem Gespräch sollte man trotzdem gemeinsam klären, wie es weitergeht. Das kann auch bedeuten, dass man sich darauf einigt, nichts bestimmtes zu unternehmen, sondern abzuwarten und bei Bedarf nochmal darüber zu reden.

Nicht nur über die Krise sprechen

„ Es ist wichtig, dass ihr offen und ehrlich über die Probleme sprechen könnt. Aber lasst das nicht das einzige Gesprächsthema werden, das ist für beide anstrengend und Ablenkung tut auch manchmal gut. Immerhin ist der Grund für euer Zusammensein ein Hobby, das Spaß machen soll. Wenn die Person sich schon anderen Menschen anvertraut hat und Unterstützung bekommt, musst du dich auch nicht zusätzlich beteiligen. “

  • Bestätigung: „Toll, dass du trotzdem herkommst“
  • Achtung: Nicht nur auf Ablenkung setzen!

Du musst keine Antworten haben

„ Natürlich willst du der Person helfen, aber du bist keine Therapeutin. Du hast nicht die Pflicht oder überhaupt die Möglichkeit, die Probleme der Person zu lösen. Zuhören hilft oft schon sehr, da sich die andere Person aussprechen kann. Du musst aber keinen schlauen Rat oder Antworten auf die Fragen haben. Wichtig ist vor allem, Aufmerksamkeit, Empathie und Verständnis zu zeigen. “

  • Ein vermeintlicher Rat kann die Person auch verletzen. So etwas wie “denk doch mal positiv” kann dazu führen, dass die Person sich nicht ernst genommen oder sogar abgewertet fühlt.
  • Deine Aufgabe als Jugendleiter*in ist, einen Umgang mit der Krise und deren Auswirkungen zu finden, nicht die Lösung der Krise.
  • Gehe wertschätzend mit den Gefühlen der Person um: „Das was du erzählst, hört sich an, als ob es richtig schwer ist. Ich merke, dass es dich richtig belastet.“ oder “Es fällt mir mega schwer das zu verstehen oder nachzuvollziehen, weil ich die Erfahrung einfach nicht gemacht habe, aber es hört sich wirklich anstrengend/hart an.”
  • Wenn du schon mehr über psychische Krisen oder Erkrankungen weißt: Stelle keine Diagnosen auf oder schreibe der Person Symptome zu. Das solltest du Profis überlassen.

Sich informieren

„ Es gibt viele gute Hilfsangebote, die sowohl die betroffene Person als auch Menschen in ihrem Umfeld entlasten können. Informiere die Person über die Angebote und schlage vor sie (ggf. gemeinsam) zu nutzen. Unter www.kjr-lsa.de/psychischen-krisenbegegnen (QR-Code) Informiere dich findest du eine Sammlung an hilfreichen und seriösen Links. Mit den zusammengestellten Links kannst du auch allgemein zum Thema psychische Krisen recherchieren. “

  • Frage bei Interesse eine*n Hauptamtliche*n, ob du eine Weiterbildung zum Thema machen kannst.

Transparent sein

„ Sei ehrlich und transparent im Gespräch mit der Person, um Missverständnisse zu verhindern. Wie hast du die Situation wahrgenommen? Welche nächsten Schritte erscheinen dir jetzt hilfreich und warum? Das beruht auf Gegenseitigkeit, frage also auch nach der Sicht deines Gegenübers. Wichtig ist auch, deine Bedürfnisse zu kommunizieren und zu erklären. Zum Beispiel, wenn du gerade keine Energie hast, dich mit dem Thema auseinanderzusetzen: Sage, dass du gerade Zeit für dich brauchst, aber zu einem späteren Zeitpunkt für ein Gespräch bereit bist. Das gibt der Person nicht das Gefühl, ignoriert zu werden. “

Professionelle Hilfe holen oder dazu motivieren

„ Wenn die psychische Krise der Person lange anhält oder deutlich schlimmer wird, kann sie zu einer psychischen Erkrankung führen. Je früher professionelle Hilfe geholt wird, desto besser. Mache der Person deutlich, dass du dir Sorgen machst, ihr mentaler Zustand sehr gefährlich sein kann und professionelle Hilfe wichtig und hilfreich ist. Du kannst anbieten, gemeinsam nach Hilfsmöglichkeiten zu suchen und/oder diese zu kontaktieren. Bei schwierigen und/oder überfordernden Situationen solltest du die Verantwortung unbedingt an andere abgeben, die Hilfe organisieren können. “

Die Krise von der Person trennen

„ Die Krise ist ein Teil der Person und kann die Selbstwahrnehmung, das Denken und Handeln beeinflussen. Bei auffälligem Verhalten ist es also wichtig, die Person nicht abwertend zu behandeln oder sie zu beschuldigen. Krisen kommen meist von außen und können jeden treffen. Es geht nicht um Schuld. Eher sollte man gemeinsam versuchen, Möglichkeiten zu finden, um gut mit der Krise umzugehen. “