Digitale Medien und Technologien sind ein Schlüssel für zivilgesellschaftliches Engagement, demokratische Teilhabe, Freizeitgestaltung und berufliche Perspektiven junger Menschen. Jugendarbeit kann eine entscheidende Rolle dabei spielen, dass junge Menschen die Potenziale der Digitalisierung kreativ, kritisch und emanzipatorisch für sich nutzen. Dabei ist es entscheidend, dass das Thema nicht nur in außerordentlichen Aktivitäten von Medienpädagog*innen aufgegriffen, sondern in die alltägliche Jugendarbeit integriert wird.
Digitalisierung ist in der Jugendarbeit immer noch ein Nischenthema. Angebote für Jugendliche, die sie befähigen, digitale Medien und Technologien emanzipiert zu nutzen und zu diskutieren, sind bisher rar gesät. Jugend(verbands)arbeit beschränkt sich häufig darauf, vermeintliche wie reale Gefahren der Digitalisierung von Jugendlichen abzuwenden, statt diese unterstützend in die Lage zu versetzen, selbst den gesellschaftlichen Transformationsprozess informiert, aktiv und mündig mitzugestalten. Diese Leerstelle konnte bisher nur teilweise durch Medienpädagog*innen und überdurchschnittlich digitalaffine Jugendarbeiter*innen gefüllt werden. Gleichzeitig wird es auf absehbare Zeit nicht ausreichen, den Jugendverband lediglich um ein medienpädagogisches Angebot zu erweitern.
Digitale Jugendarbeit kann mit Hilfe von Technologien Angebote der Jugendarbeit zugänglicher und
passgenauer machen. Sie kann Möglichkeiten und Räume schaffen, in denen junge Menschen eine
kritische, innovative und wertebasierte Perspektive auf die digitale Transformation entwickeln und zu
Mitgestaltenden einer positiven digitalen Zukunft werden können.
Digitale Jugendarbeit ist keine neue Zusatzaufgabe!
Der Begriff „Digitale“ Jugendarbeit ist oftmals verwirrend, da er einen neuen Auftrag suggeriert – dieser Begriff ist auch in der Medienpädagogik daher umstritten.
Digitale Jugendarbeit wird genauso von den Zielen und ethischen Vorstellungen, Werten und Prinzipien der Jugendarbeit getragen. Innerhalb der professionellen Jugend(verbands)arbeit muss es eine Kernaufgabe sein, die sich durch die Digitalisierung verändernden Lebenswelten der Adressat*innen genau zu erforschen und eine Haltung zu den Veränderungen für die Arbeit mit jungen Menschen zu entwickeln. Das Digitale gilt es, als einen eigenen und gleichberechtigten Raum für Jugend(verbands)arbeit zu verstehen, in dem Beziehungen, Soziales und auch Ehrenamt wie Engagement inzwischen ganz selbstverständlich sowohl analog als auch digital stattfinden.
Präziser wäre es, von Jugendarbeit in einer mediatisierten, digital vernetzten Gesellschaft zu sprechen. Die Kurzform Digitale Jugendarbeit ist jedoch alltagstauglicher und scheint sich auch in europäischen Jugendarbeits-Diskursen zu etablieren.
Du willst mehr wissen? Informiere dich z.B. hier auf der Wissensplattform OJA
Digitale Jugendarbeit…
… nimmt die Digitalisierung und den digitalen Wandel von Institutionen, Ansätzen und Praktiken der Jugendarbeit in den Fokus.
… bedeutet die proaktive Nutzung und/oder Auseinandersetzung mit digitalen Medien und Technologien in der Jugendarbeit als Werkzeug, Aktivität und/oder Inhalt.
… umfasst ein breites Spektrum an Methoden und Ansätzen, die in allen Bereichen der Jugendarbeit genutzt werden können.
… wird von den Zielen und ethischen Vorstellungen, Werten und Prinzipien der Jugendarbeit getragen.
… kann sowohl Face-to-Face als auch in Online-Settings stattfinden.
als Werkzeug
Der Fokus liegt auf der Digitalisierung der Jugendarbeitsangebote, um diese zugänglicher, aktueller und passgenauer zu machen.
als Aktivität
Der Fokus liegt auf Learning-by-Doing und praktischen Aktivitäten.
als Inhalt
Der Fokus liegt auf Themen, die die Digitalisierung aufwirft.
Digitale Jugendarbeit ist nicht dasselbe wie Online-Jugendarbeit!
Ein häufiges Missverständnis ist die Gegenüberstellung von analoger, „klassischer“ Jugendarbeit versus „neuer“ digitaler Jugendarbeit. Digitale Jugendarbeit kann Online stattfinden – aber auch ein Präsenzworkshop, der z.B. die Gefahren von übermäßigem Medienkonsum thematisiert, gehört zu Digitaler Jugendarbeit.
Digitalisierung ist ein unaufhaltsamer Prozess!
Vielmals werden Digitalisierung, Digitalität und Digitale Jugendarbeit synonym verwendet – jedoch gibt es Unterschiede.
Die Digitalisierung umfasst die Nutzung digitaler Technologien und Prozesse in privaten, gesellschaftlichen, politischen und kulturellen Bereichen sowie im Unternehmensumfeld – sie ist also allgegenwärtig. Als Prozess schreitet sie unaufhaltsam voran und bringt ständig neue spannende Technologien und Themen hervor. Die dadurch ausgelösten Veränderungen werden auch als Digitaler Wandel (bzw. Digitale Transformation) bezeichnet. Damit ist die Veränderung des Lebens und der Arbeit durch die Verwendung moderner Technologien gemeint. Angestrebt wird mit zunehmender Wandlung eine Kultur der Digitalität. Digitalität ist nach Kultur- und Medienwissenschaftlichem Verständnis ein neuer Möglichkeitsraum, der durch digitale Medien geprägt ist. Eine Kultur der Digitalität entsteht, wenn der Prozess der Digitalisierung eine gewisse Tiefe und Breite erreicht hat.
Wer soll Digitale Jugendarbeit umsetzen?
Es braucht digitalkompetente Jugendarbeiter*innen in der Breite, und nicht eine Art Digitalbeauftragte*n pro Jugendeinrichtung. Das Digitale gehört zur Jugendarbeit, weil unser Alltag digitaler wird – und daher gehören auch Gespräche mit jungen Menschen über Netzpolitik, Tool-Auswahl und digitale Trends zu einem lebensweltlich orientierten Arbeitsauftrag der Jugendarbeit. Es braucht geeignete Qualifizierungen und Fortbildungsmöglichkeiten für Fachkräfte, die dafür Zeit und Ressourcen haben.